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Ernennung zum Geistlichen in Wiesbaden bei der Großfürstin Elisabeth Michailowna

Im Jahr 1843 wurde ich nach Abschluss der St. Petersburger Geistlichen Akademie als Lehrkraft der russischen Literatur am Petersburger Geistlichen Seminar eingesetzt. Aber bei der ersten Vorlesung überreichte man mir einen Brief des Protopresbyters Bazanow, mit dem er mich einlud, am selben Tag bei ihm zu erscheinen. Hier wurde mir der völlig unerwartete Vorschlag gemacht, als Geistlicher nach Wiesbaden zu der Großfürstin Elisabeth Michailowna zu gehen, die den Herzog von Nassau geheiratet hatte. Seltsam! Nach Beendigung der Akademie, wenn die Studenten darüber nachdenken, wohin sie das Schicksal führen wird, hörte ich wie einer meiner Kollegen von einem Platz in Wiesbaden sprach. Ich achtete damals so wenig darauf, da es mir ungewöhnlich erschien, wie man von einem solchen Platz in einer so unbekannten Stadt träumen konnte, deren Namen wir nicht einmal im Geographieunterricht gehört hatten. Doch Gottes Wege sind unerfindlich, und mir war es beschieden, meinen langen Dienst im Ausland eben in der mir bisher unbekannten Stadt zu beginnen.

Im Leben eines jungen Kandidaten für das Priesteramt spielt die Eheschließung vor der Weihe keine unbedeutende, wenn nicht die wichtigste Rolle. Und wie häufig kann man eine solche Situation antreffen, in der ein junger Mann, den unerwartet die Kandidatur für eine Pfarrstelle ereilt, genötigt ist, in der Stadt herumzulaufen um Bräute zu suchen! Natürlich findet er sie immer, da in den Familien von Geistlichen kein Mangel an Töchtern herrscht, welche ihrerseits auch unerwartet Bräute werden. Ich befand mich, Gott sei Dank, nicht in einer solchen Lage. Ich hatte schon eine Braut im Auge, aber sie war noch zu jung, um an eine Heirat zu denken. Ich war froh und glücklich, dass ich eine Stelle in Petersburg gefunden hatte, wo ich hoffte meinen Dienst zu tun, und mich nach vier Jahren des Eingeschlossenseins in den Wänden der Akademie umzuschauen.

Aber nun erscheint plötzlich und unerwartet der Vorschlag, eine für einen jungen Menschen sehr ehrenvolle Stellung anzunehmen, eine Stelle als geistlicher Vater eines Mitglieds des Zarenhauses, und dabei ein solcher Vorschlag, den man ohne wichtigen Grund nicht zurückweisen konnte. V.V. Bazanow sagte mir: “Die Großfürstin Helena Pawlowna wünscht für ihre Tochter einen Priester aus den jungen Kandidaten der Theologie, da sie meint, dass sich ein junger Priester schneller an das Leben im Ausland gewöhnt. Ihre Hoheit übertrug mir die Auswahl des passenden Kandidaten. Ich kenne Sie persönlich, und habe Sie deshalb vorgeschlagen.” Was konnte darauf ein armer, junger Kandidat für das geistliche Amt antworten? Sein erster Gedanke war dabei: “Aber ich muss doch heiraten!” Und tatsächlich war dies meine erste Antwort auf den Vorschlag Bazanows. Dazu sagte er mir: “Die Großfürstin hat auch daran gedacht und schlägt eine der Zöglinge ihres Instituts vor (welche später als Kammerfrau in die Dienste der Großfürstin Elisabeth Michailowna trat). “Im Übrigen ist dieser Vorschlag nicht zwingend”.

Darauf antwortete ich, dass ich eine Braut im Auge hätte, und wenn ihre Eltern zustimmten, sie ins Ausland zu entlassen, so würde ich die mir angetragene Stelle annehmen, im gegenteiligen Fall würde ich lieber absagen. Zu dieser lebenswichtigen Frage wurde mir eine Frist von 24 Stunden gegeben. Am nächsten Tag sollte ich um diese Zeit meine Antwort geben: Ja oder nein.

Indessen wusste meine so genannte Braut überhaupt nichts von meinen Absichten. Wenn sie mir auch gefiel, so dachte ich doch, mich während meines Dienstes in Petersburg zunächst mit ihr bekannt zu machen und erst im Laufe der Zeit, wenn ich mich von ihrer Zuneigung zu mir überzeugt haben würde, ihr einen Antrag zu machen. Und nun befand ich mich plötzlich beinahe in der Situation eines jungen Kandidaten für das Priesteramt, der sich eine Braut für morgen sucht! Als erstes machte ich mich auf den Weg zu meinen Freunden, den Brüdern meiner Braut, um ihnen von der Prüfung zu berichten, die mich ereilt hatte, und in der ich so plötzlich das Los meines ganzen Lebens entscheiden musste. Solange wir von der Stelle in Wiesbaden sprachen, rieten sie mir alle einstimmig, diese ohne Nachzudenken anzunehmen. Aber als die Sprache auf die Braut kam und ich ihnen erklärte, dass ich um die Hand ihrer Schwester anhalten würde, wurden sie alle still. Nur einer bemühte sich, in dieser Frage die Gedanken der Eltern und auch die Gedanken der Braut selbst zu erfragen. Da es schon spät war, versprachen sie mir, die Antwort am nächsten Tag – vor Ablauf der 24-stündigen Frist – zu geben.

Bis heute erinnere ich mich an die Stunden der Erwartung, in deren Verlauf mein Schicksal entschieden wurde. Was würde aus mir werden, wenn ich von der Familie, von der ich meine Braut zu finden hoffte, eine Absage erhielte, und die Stelle in Wiesbaden ablehnte! Natürlich würde ich in Petersburg bleiben, würde in die Welt eintreten mit dem Enthusiasmus eines jungen Menschen, der aus der in der damaligen Zeit strengen Verwahrung in der Akademie entkommen war, und wer weiß, ob ich nicht nach dem Beispiel zweier meiner Kameraden in den weltlichen Dienst treten würde, zu dem es mich mehr zog als zum geistlichen? Einer dieser Kameraden, mein großer Freund, trat seinen Dienst im Kriegsministerium an, wo man diesem Magister der Theologie zum Anfang die Angelegenheit der Umgestaltung der Baschkirischen Truppen anvertraute. Natürlich erschien ihm das als ein dunkler und undurchdringlicher Wald, infolgedessen er den Dienst wechselte und ins Schifffahrtsministerium gelangte. Hier wurde er Abteilungsleiter und konnte nach seinen Worten nicht einen Klipper von einer Fregatte unterscheiden, diente sich jedoch in diesem Ministerium bis zum Geheimrat hoch. Vielleicht hätte auch ich meine theologischen Kenntnisse zur Uniformierung des Baschkirenheeres oder zur Ausrüstung von Klippern und Fregatten benutzen müssen. Gott rettete mich vor einer solchen Willkür in meinem Leben und führte mich auf den Weg, auf dem ich Ihm von größerem Nutzen sowohl für das Wohl des Nächsten als auch für mein eigenes war.

Wenn ich jetzt am Ende meines Lebens zurückblicke, so erkenne ich die Wege der Vorsehung deutlich nicht nur in der Gestaltung meiner dienstlichen Tätigkeit, sondern auch in der Ausrichtung meines inneren Lebens. In jungen Jahren (ich war damals 24 Jahre alt) fühlte ich keinerlei Berufung zum geistlichen Stand und hatte keinerlei Vorstellung von der Bedeutung des Priesteramtes. Vielmehr schwebte mir damals ein Leben mit allen Vorteilen der Freiheit vor, und es war notwendig, mir einen solchen Köder vorzuwerfen, wie das mich damals beseelende Gefühl zu meiner Braut, um mich in einem Netz zu fangen, aus dem es für mein ganzes Leben keinen Ausgang mehr gab; diesen Köder warf die gütige Vorsehung, und dieses Netz wurde für mich zum Wohl meines Lebens, für das ich die Rechte des Herrn preisen muss.

 

Einige Stunden vor Ablauf der mir gesetzten Frist erscheint bei mir mein zukünftiger Schwager und Brautwerber mit den Worten: “Fahren Sie zu Bazanow und erklären Sie Ihr Einverständnis zur Annahme der Stelle. Alles ist nach Ihrem Willen eingerichtet!“. So war mein Schicksal beschlossen! Ich heirate, werde Priester und fahre ins Ausland!

 

Die Hochzeit der Großfürstin fand Mitte Januar 1844 statt, und im Februar ging sie schon mit ihrem Gemahl ins Ausland. Meine Heirat fand erst Ende Januar statt und die Priesterweihe im April. Aus irgendeinem Grund beeilte man sich nicht sonderlich, mich mit dem Klerus und den Sängern zu unserem Dienstplatz zu schicken. Im Außenministerium, von wo wir eigentlich zu unserer Mission nach Frankfurt geschickt werden sollten, war alles für unsere Abreise vorbereitet. Hier wurde auch beschlossen, dass die zur Mission gehörende Kirche nach Wiesbaden abkommandiert werden sollte. Deshalb meldete ich mich im Juni beim Sekretär der Großfürstin Helena Pawlowna mit der Frage, ob wir endlich die Reise antreten konnten, worauf er mir erwiderte, dass es natürlich Zeit sei zu reisen. Daraufhin nahm ich für mich und meine Frau sowie zwei Psalmisten Plätze auf einem der Postschiffe, die damals mehrmals wöchentlich zwischen Petersburg und Stettin verkehrten und fuhr nach Pawlowsk, wo ich mich von ihren Hoheiten, dem Großfürsten Michail Pawlowitsch und der Großfürstin Helena Pawlowna verabschiedete. Doch wie groß war mein Erstaunen, als die Großfürstin sich über unseren Entschluss, auf dem Postschiff zu fahren, erzürnte. Vergebens berief ich mich darauf, dass der Sekretär ihrer Hoheit mich bevollmächtigt hatte, Karten für das Schiff zu nehmen, und beteuert hatte, dass die Großfürstin nichts dagegen einzuwenden hätte.

 

“Ja, ich habe ihn dieser Tage überhaupt nicht gesehen!”, war die Antwort ihrer Hoheit. Da jedoch nichts mehr zu ändern war, entließ man mich gnädig, und richtete mir noch Verschiedenes für die junge Großfürstin aus. Dort erfuhr ich den Grund für den Zorn der Großfürstin. Mit der Aussteuer der Großfürstin Elisabeth Michailowna fuhr eine Fregatte nach Holland, von wo diese Dinge über den Rhein nach Biebrich gebracht werden sollten. Auf dieser Fregatte sollte sowohl die Kirche, als auch der Klerus reisen. Und tatsächlich wurden drei der Sänger auf diese Fregatte gesetzt und hatten in der Nordsee einen schweren Sturm zu überstehen. Wir dagegen hatten eine gute Überfahrt nach Stettin und kamen natürlich viel früher an unserem Bestimmungsort an.